Vom Frauenalber Kloster und von der Hinrichtung der Ettlinger Ratsherren

 

19. August 2015

 

Einleitung

 

Vor einigen Jahren hatte ich in der Plotzsägmühle, die vom Grundstück her zur Gemeinde Loffenau gehört, jedoch eigentlich ebenso zu Bad Herrenalb gehört und auch von Bad Herrenalb aus über den Quellenerlebnispfad gut erwandert werden kann, ein Buch, geschrieben von Friedrich Kübler, dem Vater des jetzigen Pächters Manfred Kübler, ausgeliehen bekommen. Es handelte sich um das Buch „Sagen, Geschichten, Brauchtum aus dem nördlichen Schwarzwald“. Mir war  hieraus eine Geschichte besonders in Erinnerung geblieben, und zwar die vom Frauenalber Kloster, seinen Insassinnen und den Ettlinger Ratsherren.

 

Da ich damals das Buch an den Pächter der Plotzsägmühle wieder zurückgegeben hatte, machte ich mich nun daran, es erneut zu erwerben. In der Bad Herrenalber evangelischen Gemeindebücherei war es unbekannt, aber es gibt noch die Möglichkeit, es über das Internet antiquarisch zu kaufen, was ich auch tat. Im nächsten Schritt fragte ich die damalige Herausgeberin des Buches, Frau Brunhilde Kübler, ob ich denn überhaupt eine Geschichte aus diesem Buch auf meine Homepage stellen dürfe. Frau Kübler, schon über 90 Jahre alt, sah hierin keine Hindernisse, betonte aber, dass das doch hoffentlich nicht zur Folge hätte, dass nun Gäste erneut bei ihr das Buch erwerben möchten. Das sollte nicht sein. Denn sie hat alles, was damit zusammenhängt, weitergegeben und für sich persönlich abgeschlossen. – Und so lege ich meinen Besucher/innen und Leser/innen ans Herz, dass, wenn sie das Buch vollständig erwerben möchten, es wie ich machen und es antiquarisch kaufen. Hier noch der vollständige Titel:  Friedrich Kübler: „Sagen, Geschichten, Brauchtum aus dem nördlichen Schwarzwald“. Herausgegeben von Brunhilde Kübler. (Damaliger!) Buchversand Brunhilde Kübler, Bad Herrenalb-Zieflensberg, 2. Auflage 1979.

 

DIE GESCHICHTE

 

aus dem Buch von Friedrich Kübler:

 

 

„Die Hinrichtung der Ettlinger Ratsherren“ 

 

   „In alter Zeit erstreckten sich die Waldungen der Stadt Ettlingen bis nach Bernbach. Die Ettlinger Bürger benützten dieses Waldgebiet, das sich rechts der Moosalb bis herunter zur Alb zieht, zum Kohlenbrennen und zur Waldweide, insbesondere zur Schweineweide.

 

   Die Schweinehirten wollten sich nun für einen längeren Aufenthalt häuslich einrichten und erbauten deshalb in der Nähe des Klosters Frauenalb Schweinesteigen (kleine Hütten mit Pferchen). Diese Nachbarschaft war den Nonnen ein Dorn im Auge. Eines Tages zogen die tapferen Klosterfrauen (nach einer Urkunde von 1402) mit Kreuz und Fahne den Berg hinauf und zerstörten sowohl die Kohlenhaufen als auch die Schweinesteigen. Der Rat zu Ettlingen forderte die Bürgerschaft zur Rache auf. Diese stürmte nach Frauenalb und brannte das Kloster nieder. Die Äbtissin erhob nun wegen dieser Greueltat beim Markgrafen von Baden Klage. Dieser über den „Frevel der Ettlinger“ aufs höchste erzürnt, verurteilte sämtliche Ettlinger Ratsherren zum Tode! Außerdem mußten die Ettlinger den Waldbezirk von Bernbach bis zur Moosalb an das Kloster abtreten und den Turm in ihrem Wappen umkehren.

 

   Der Markgraf wohnte persönlich der Hinrichtung der Ratsherren bei. Schon waren elf derselben enthauptet, als der Markgraf seinen Hofnarren fragte, wie ihm das Köpfen gefalle. „Wenn die Menschen wie die Weidenstümpfe im Frühjahr wieder ausschlügen, so gefiele es mir nicht übel“, erwiderte der Narr und bewog durch diesen launigen Einfall den Markgrafen, den zwölften Ratsherrn zu begnadigen.

 

   Die Enthaupteten wurden auf der Richtstätte (außerhalb des alten Friedhofes) begraben und auf die elf Gräber ebensoviele Steinkreuze gesetzt. Als später der Platz in einen Weinberg umgewandelt wurde, setzte man die Steine in die Mauer beim Gutleutehaus. Das Gewann aber trägt heute noch den Namen „Kopfreben“.

 

   Die elf Steinkreuze stehen jetzt um die Alexius-Kapelle herum. Auf den zum Teil noch gut erhaltenen Steinen sieht man verschiedene Geräte (Beil, Häbe, Axt, Schuh, Rad und Schwert) eingehauen, die zu dem Stand, dem die einzelnen angehörten, Bezug haben mögen.

 

   Laut Chronik schenkte Otto I. von Eberstein auf ewige Zeiten den Wald südlich der Moosalb und den Lindenbrunnen dem Kloster Herrenalb. Am 21. Juli 1495 wurde die Schenkung vom Reichstag zu Worms bestätigt.

 

   Die oben erzählte Sage von der Hinrichtung der Ettlinger Stadträte wude im Jahre 1921 auf Ettlinger Stadtgeld mit nachfolgenden Versen dargestellt:

 

 

Da hat einmal in alter Zeit

Ettlingen mit den Frauen Streit,

die auf dem ehemals städt’schen Plan

ein reiches Kloster hatten stahn.

 

Wo Weiberröcke sind im Spiel,

hilft kein Gericht den Männern viel.

Drum ward das Urteil auch gar hart

Für sie, so Frauenalb genarrrt.

 

Zwölf Ratsherren sollten ohne Gnad’

Dem Tod verfallen durch das Rad!

Und schrien auch die Bürger ach,

zu helfen waren sie zu schwach.

 

Der elfte Kopf, er rollte schon!

Der Markgraf schaute zu voll Hohn,

und frage seinen Narren Hans:

„Freust dich doch auch an diesem Tanz!“

 

„Wenn’s Krautköpf wären, die wüchsen nach,

könnt mich belust’gen solche Schmach!“

sprach tapfer Hans ohn’ viel Geschei,

Da ließ der Herr den zwölften frei.

 

Und die Moral von der Geschicht:

Verdirb es mit den Weibern nicht!

Sonst such den Mann, der unverzagt,

die Wahrheit deinem Feinde sagt!“

 

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Die Orte

 

Einige der in der vorstehenden Geschichte vorkommenden Orte, einschließlich des Lindenbrunnens in Moosbronn, welcher die Quelle der Moosalb ist, können meine Besucher/innen in Blogbeiträgen auf meiner Homepage bereits anschauen. Das Beste aber ist natürlich, selber einmal in den Nordschwarzwald zu reisen und die verschiedenen Orte mit ihren zum Teil bis heute geheimnisvollen Geschichten auf direkte Weise kennenzulernen.